Wenn ich dir gegenüber nicht mehr rülpsen würde, dann hättest du doch auch das Gefühl, ich würde dir etwas verheimlichen.
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CRAIG SAYS
I think people are as individual as snowflakes, they can look alike but no two are exactly the same. And all classification is the root of prejudice.
– Craig Ferguson, TLLS with Craig Ferguson, 07. August 2013, im Gespräch mit Jeff Goldblum
AUS DEM LEBEN
Heute: “Sicherheit zu Hause – Tipps gegen Unfälle in der zweiten Lebenshälfte”
Wie Seniorinnen und Senioren Gefahrenquellen, die tagtäglich in ihren eigenen vier Wänden auf sie lauern am besten selbst erkennen und entschärfen können. Mission: Unfallfreies Frühstück!
Hauptgefahrenquelle Frühstücksmüsli mit Früchten und Joghurt (Achtung: Erstickungsgefahr!). Als Nebengefahrenquellen identifiziert das geschulte Auge sogleich brennheißen Kaffee oder Trinkschokolade, zwei hinterhältige Porzellantassen und Orangensaft im Glas. Hergott! Im Glas! Was da alles passieren kann!
Einmal mit dem Ellbogen ausgerutscht, die Dame, liegt sie schon vornüber im Müsli. Selbst schuld auch, wer sich mit dem Ellbogen am Tellerrand aufstützt – ein ganz schlechtes Vorbild für unsere MitbürgerInnen in der zweiten Lebenshälfte. So nicht! Zugleich verrät uns das schmerzverzerrte Lächeln in ihrem Gesicht “Ich habe schlimme Osteoporose. Mein Unterarm droht jeden Moment zu zerbersten. Bitte helft mir!” Und wir können Ihnen helfen, werte Frau! Ratschläge zum osteoporose-adäquaten Frühstücken finden Sie freilich in der beiliegenden Brotschüre (auch erhältlich als Hörbuch).
Und auch dem Gatten kann geholfen werden. Denn auch sein schmerzverzerrtes Lächeln erzählt eine Geschichte von Traurigkeit. Krampfhaft klammert er sich noch ans orange Saftglas während ihn ein Herzinfarkt nach dem andern aus dem Leben reißt. Mit so einem Frühstück in der zweiten Lebenshälfte ist wahrlich nicht leicht Kirschenessen (Bitte essen Sie auch keine Krischen! Um Himmels Willen, die Kerne!)
DAS ASPERNER STRASSENFEST
Das Asperner Straßenfest, ins Leben gerufen im Jahre 1547 vom Franziskanermönch Bruder Aspern, erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit und hat in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Interessierte angelockt, sodass es heute ein würdiger Konkurrent zum Wiener Donauinselfest, dem größten Open Air Festival der Galaxie, geworden ist. In vielen Punkten schlägt es das DIF sogar:
Es wird etwa doppelt so viel Bier getrunken. Bier in kleinen Mengen, einem Maß zum Beispiel, bekommt man dort gar nicht erst zu kaufen. Nur Fässer. Und wem ein Fass nicht reicht, der nimmt ein Fass ohne Boden oder ein Kilometerfass. Das deutsche Oktoberfest, das einst als Tochterfest des lokalen Familienfests initiiert wurde, hat es bis heute nicht geschafft sein Idol in Sachen Bierkonsum einzuholen und wird deswegen von vielen Ur-Aspernern auch als widerliches Nachmacherfest bezeichnet. Aber das nur nebenbei bemerkt.
Zu bewundern gibt es außerdem noch das größte Luftschloss des ganzen gewaltigen Äthers und nicht zuletzt trumpft das Fest mit seiner hohen BesucherInnensterbensrate auf, kurz BISR. Hauptsächlich sterben die Kinder. Viele Kinder. Tatsächlich handelt es sich bei den meisten Toten um jene Kinder, die nicht auf ihre Eltern hören wollen und trotz allen Bettelns der erwachsenen Begleitpersonen nicht widerstehen können, sich beim Kinderschminken jahrhundertealten Asbest ins Gesicht schmieren zu lassen. Nach dem oft qualvollen Tod inmitten Schaulustiger werden die Kindskadaver, mit in verschiedenen Asbestgrautönen tierfratzengeschminkten Gesichtern, dann wortlos gemeinsam mit ein paar Alkoholleichen in ein tiefes Loch geworfen, das nach den Feierlichkeiten zugeschüttet wird. Die Asbestdosis, die beim Kinderschminken eingesetzt wird, ist für ausgewachsene Erdbewohner an sich nicht tödlich, erst die beim Bodypainting verwendete Menge haut auch Erwachsene um, und das hat schon so manchen Ortsunkundigen letztlich das Leben gekostet. Aber auch das nur nebenbei bemerkt.
Übrigens: Die Asporner, die ihre Kindheit überlebt haben und nicht vom „geschminkten Tod“ dahingerafft wurden, weil sie beispielsweise von einem der 74.000 Zuckerwattestände zuerst in den Bann gezogen wurden, sind heute nicht nur stark fettleibig, sondern auch klug genug oder zu betrunken, sich nicht den ganzen Körper bemalen zu lassen. Die Angesprochenen, mit BMI 100 und mehr, sind außerdem zu übergewichtig, sodass aller Asbest aller Häuser der Galaxie nicht reichen würde, um ihre Haut auch nur mit einer dünnen Schicht zu bedecken. Und so kann man die Fettleibigkeit auch als eine Art Selbstschutzmechanismus vor dem „geschminkten Tod“ betrachten und das danken sie dem Zuckerwattegott auch überschwänglich, indem sie immer mehr von dem süßen, klebrigen Zeug kaufen und verzehren, während sie, zahlreiche Bierfässer auf den Rücken gebunden, lustig durch die Straßen hüpfen und für Spaß unter den BesucherInnen von auswärts sorgen.
Im Laufe der Geschichte haben sich immer öfter auch prominente Persönlichkeiten am und um den 18. Mai in den sonst so müden Straßen des kleinen donaustädter Bezirksteils eingefunden. So auch Napoleon Bonaparte (dt.: Schönbart), der 1809 während der großen Schlacht gegen die dunklen Mächte Rohans ein kurzes Päuschen einlegte und sich ein paar schokoladeüberzogene Erdbeeren am Spieß (Herkunft Almeria, Spanien) und einen großen Ballen Zuckerwatte von Susi’s Süßwarenstandl kaufte. Zum Sonderpreis, versteht sich. Das Suchtpotential des aufgefädelten, verflüssigten Zuckers übersehend, wurde auch er Untertan des Zuckerwattegottes und Stammkunde bei jedem einzelnen der damals schon 11.000 Zuckerwattestände im längst vergangenen Aspern. Ihm zu Ehren und weil man wusste, dass er heimlich der Sodomie frönte und auf Löwen stand, ließ man aus Zuckerwatte den „Asperner Löwen“, bis heute ein galaxiebekanntes Denkmal, errichten. Der sonnengehärtete Zuckerwattelöwe strahlt auch heute noch in voller Pracht und begrüßt Neuankömmlinge im 26A mit seinem bemerkenswert detailliert herausgearbeiteten Hodensack – ein wahres Kunstwerk der Zuckerwattehauerei. Nur bei Regen und im Winter muss das Denkmal flugs mit einem Holzhäuschen zugedeckt werden, sonst schmölze es. Ob Bruder Aspern das gefallen hätte?
Mit diesem Denkanstoß,
Tschüss und Baba!
EINE TASSE TEE
Es ist exakt jetzt der Moment, in dem du dir die Zeit nimmst, dich gemütlich hinzusetzen, die Augen schließt und ein paar Mal tief ein- und ausatmest. Du führst die Tasse mit dem milden Tee, der dir so gut schmeckt, vorsichtig an die Lippen und spürst den aufsteigenden Dampf im Gesicht. Alle kleinen Muskeln, die den ganzen Tag über deine Mimik gesteuert haben, entspannen sich und du bekommst zum ersten Mal eine Ahnung davon, was Ruhe eigentlich bedeutet. Mit geschlossenen Augen atmest du tief ein und lenkst deine gesamte Konzentration auf das Aroma des Tees, das von den Rezeptoren in deiner Nase verstanden und in Windeseile ans Gehirn weitergeleitet wird – so schnell, dass du den Vorgang selbst gar nicht bemerkst – und wenn du wieder ausatmest, strömt dir erneut der warme Dampf des Tees über dein Gesicht.
Du neigst die Tasse leicht, öffnest die Lippen und lässt einen Schluck des Tees in deinen Mund fließen. Und bevor du schluckst, gibst du den Geschmacksknospen auf deiner Zunge ein bisschen mehr Zeit als sonst für ihre Arbeit. Und so wie du den herrlichen Geruch des Tees wahrgenommen hast, so nimmst du jetzt auch seinen Geschmack wahr – viel stärker und intensiver als sonst.
Nun musst du gar nicht daran denken, wie das Schlucken eigentlich funktioniert und lässt den Tee deine Kehle hinunterrinnen, hinein in deinen Körper. Und mit nach wie vor geschlossenen Augen registrierst du, wie angenehm es ist, den warmen Tee in deiner Speiseröhre zu spüren. Gleich einer Explosion bahnt sich die Wärme von dort aus ihren Weg in deinen ganzen Körper – vom Bauch aus in Arme und Beine, bis in die äußersten Extremitäten. Und zu dem Gefühl von Wärme mischen sich eine wohltuende Geborgenheit und die Entspannung, wie du sie anfangs schon im Gesicht gespürt hast – nur jetzt in deinem ganzen Körper. Wie das Lebenselixier, das du so lange gesucht hast, gibt dir der Tee neue Kraft.
Genau jetzt weißt du, was du eigentlich willst. Dir ist auf einmal ganz klar, wonach du in deinem Leben strebst. Und die Frage nach dem Sinn deiner Existenz hat sich für dich erübrigt – ja, es scheint dir geradezu lächerlich, dass du dir diese Frage überhaupt jemals gestellt haben sollst. Du nimmst diesen Augenblick so klar, deutlich und vor allem bewusst wahr, dass es für dich nicht mehr den geringsten Zweifel daran gibt, wohin dein Weg dich führen soll. Du weißt jetzt Bescheid und vertiefst dich in diese Erkenntnis. Du nimmst die ganze Klarheit, die dich umgibt, in dich auf, lässt diesen feinen, kristallinen Zustand langsam durch deine Haut in dein Inneres sickern, bis du schließlich vollkommen davon ausgefüllt wirst.
Lass dir Zeit und koste dieses Gefühl mit jedem Atemzug noch ein bisschen mehr aus. Du kennst dich jetzt gut aus und bist zufrieden. Der Weg liegt vor dir und die erste Schrittlänge hinter dir. Versuche nicht, alles was kommen wird auf einmal zu verstehen, lass dich von der Ungeduld nicht übermannen, sondern lasse die Klarheit weiterhin zu. Genieße die Ruhe, die von diesem Moment ausgeht und wenn du bereit bist, dann wiederhol das Prozedere und schöpfe dabei noch mehr Energie.
Schließlich wirst du erkennen, dass dich dieser kleine Schluck Tee mehr lehrt, als alles andere, was du bis jetzt erfahren hast und mit jedem weiteren Schluck, wirst du dich weiter entspannen und noch deutlicher sehen.
EINE ADVENTGESCHICHTE
Merry Christmast! Singt auch bei uns daheim jener Teil der Sängerknaben, der nicht ständig auf Welttournee ist. Aber nicht aus dem Radio, wie bei Ihnen daheim, werte Leserin, werter Leser, sondern live. Im Wohnzimmer! In einem kleinen Eck meines dreihundert Quadratmeter großen Untertagesaufenthaltsraumes, hinter den vielen ausgestopften Elefanten und Einhörnern, die sich in meine Sammlung einreihen, stehen sie, die dreihundert jungen Knaben, kurz vor der Pubertät, auf dem kleinen Podest, das Henry für sie eigenhändig gezimmert hat, dicht aneinander gedrängt und trällern mit ihren fröhlichen Stimmchen einen Weihnachtsklassiker nach dem anderen. 24 Stunden am Tag stehen sie da und singen und strapazieren ihre kleinen Stimmbänder, sodass manchmal ein Herr vom Werk kommen muss, um den teilweise nur noch krächzenden Burschen, die Stimmbänder zu tauschen.
Doch, lang ausgestreckt auf meiner Chaiselongue liegend, bekomme ich davon eigentlich nicht viel mit, als wieder einmal das Telefon klingelt. Henry stürzt, den alten Apparat im Arm, durch die Tripeltür herein, stolpert über einen ausgestopften Makaken und schmeißt den Hörer gerade noch so in meine Richtung, dass er perfekt in meiner rechten Hand zu liegen kommt.
Es ist der Herr Aiderbichl, vom Gut Eiderbichl. Er ruft an, weil es um meine zehn Gänse geht, die ich für das diesjährige Weihnachtsmahl habe mästen lassen. Jaja, das ganze Jahr über lasse ich mich alle zwei Monate einmal am Gut blicken, um nach dem Wohl der Mastgänse zu sehen und stopfe ihnen dann selbst noch einmal ein bisschen was vom Genmais in ihre ohnehin überreizten kleinen Hälschen. Herr Eiterbichl meldet, dass sich eine der Gänse, Mathilde, selbst das Leben genommen hat. Es ist tragisch, aber es ist so. Und sie ist nicht die erste. Und wird vielleicht auch nicht die letzte bleiben.
Die Gänslein fürchten sich nicht etwa vor ihrem unausweichlichen Schicksal, nämlich von meinen amateurhaften Tranchierkünsten einmal in ihre knusprig überbackenen Einzelteile zerlegt zu werden, nein!, sie sind schon so an das Gemästetwerden gewöhnt, dass sie, wenn sie einmal eine Minute lang nichts mehr zu Futtern bekommen, anfangen sich selbst aufzufressen. Übrig bleibt dann so ein großer Ballen aus Fett, Fleisch und Federn. Und sowas will man seinen Gästen am Heiligen Abend wirklich nicht vorsetzen. Also erteile ich Herrn Eiterpichl via Telefon den Befehl, die tote Gans an die anderen zu verfüttern. Dann war das Mästen von Mathilde wenigstens nicht ganz umsonst.
Er tröstet mich und meint, den anderen Gänsen, Berta, Frieda, Franz und wie sie alle heißen, ginge es gut – sie gedeihen prächtig. Berta, die mittlerweile dreihundert Kilogramm auf die Brückenwaage bringt, hätte sogar kleine Küklein geboren. Küken von der Größe fast ausgewachsener Stiere. Tatsächlich geben wir den Küken, wenn keine Kühe mehr da sind, manchmal junge Kälber und hin und wieder einen Stier zu fressen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ein bisschen traurig von der Nachricht, schmeiße ich Henry den Hörer an den Kopf, doch er fängt ihn gekonnt auf, während er sich noch immer aus der Umklammerung des toten Makaken zu befreien versucht und serviert mir nur kurze Zeit später ein saftiges Gänseleberpastetensandwich. In einem kleinen Schälchen neben dem Teller auf dem Platintablett, auf dem Henry alles so liebevoll angerichtet hat, liegt ein goldgeprägtes Kärtchen auf dem steht: „Sehr geehrter Herr Doktor! Noch während wir telefonierten, habe ich Ihnen ein Stückchen von Mathilde vorbeibringen lassen, damit Sie Sich von der Qualität unserer zarten Tierchen selbst überzeugen können.“
Schnell ist er, der Herr Eiterpickl, denke ich mir, klappte die beiden Weißbrotscheiben auseinander und schlecke mit einer Trauerträne auf der Wange die Pastete pur aus dem Sandwich. So hat Mathilde auch mir ihren letzten Dienst erwiesen. Wirklich eine gute Qualität!
Henry, der in letzter Zeit meinen übermäßigen Feudalismus zunehmend als abstoßend zu empfinden scheint, übergibt sich neben mir in eines der Speibsackerl, mit denen er seine Sakkotaschen präventiv ausgekleidet hat. Vielleicht werde ich mir bald einen neuen Ergebenen suchen müssen.
DIE FRANZOSEN
Franzosen hören sich nicht nur komisch an, sie schauen auch so aus. Das beginnt schon damit, dass alle ganz komische Oberschenkel haben, ein bisschen trainiert schon, aber auch knochig und zirka mittelviel Fleisch drauf und ein bisschen froschartig. Im Fachchargon heißen die ja auch Froschschenkel. Und nicht nur das, sie schauen auch alle immer ganz traurig. Klar auch, bei der Sprache und der Kultur. Im Hinterkopf hat der typische Franzose nämlich immer ein trauriges Liedchen von Edith Piaf und deswegen hängen ihnen die Mundwinkel auch bis zu den Froschschenkeln. Ein sehr gebräuchliches Sprichwort ist das: jmd. hängen die Mundwinkel bis zu den Froschschenkeln.
Wenn man einmal in der Pariser U-Bahn, der Métro, ein paar Stationen gefahren ist, dann ist es nicht schwer, schnell einmal diese Beobachtungen anzustellen. So ist etwa der Großteil der Weltbevölkerung davon überzeugt, dass alle Franzosen, vor allem die Männer, zu den bestaussehendsten des Universums zählen. Das ist aber grob falsch. Die meisten haben nämlich einen großen Buckel, weil jeder Franzose einmal im Leben den so genannten Glöcknerdienst am Notre Damm, einem der größten Dämme Frankreichs, ableisten muss. Da Frankreich so weit unter dem Meeresspiegel liegt, müssen die Franzmänner alle einmal herhalten, wenn es darum geht, die Löcher in den Dämmen rund um Frankreich mit ihren Buckeln anzudichten.
Manche Franzosen haben schon ein schönes Gesicht, aber nur von weiter weg, wenn man einmal ein paar Schritte, oder Hüpfer, wie man im französischen Volksmund sagt, näher an die armen Kreaturen rankommt, sieht man schnell, dass ihre Gesichter alle vom übermäßigen Weinkonsum und dem Frostschutzmittel im Wein aufgequollen und zerfressen sind. Kein appetitlicher Anblick, bei Gott nicht. Die wenigen schönen Franzosen, die es wohl in früher Vorzeit einmal gegeben hat, büßen ihr restliches Dasein als Ausstellungsstücke in der Galerie Lafayette ab.
Das mit den U-Bahnen ist auch irgendwo ein bisschen verwirrend. Die Franzosen sind ja alle nicht größer als ihr Oberfrosch, dieser Sarkozy, und trotzdem sind die Wagons sehr, sehr hoch und geräumig. Und auch der Eiffelturm ist sehr hoch, fast so hoch und so schön wie der Donauturm, doch brauchen die kleinen Franzosen oft ein ganzes Leben, bis sie oben sind und viele wollen dann den weiten Weg auch nicht mehr hinunterlaufen und stürzen sich deshalb kurzerhand in die Tiefe. Die kleinen flachen Körper, die ganz deformiert unten am Boden ankommen, werden übrigens vom Asphalt gekratzt und als Delikatesse (Crépes) am französischen Würstlstandl verkauft.
Das Wort Métro so heißt dort jede U-Bahn, kommt von dem französischen Wort metrosexuell (metro = zwischen, sexuell = sexuell) und ist eine Anspielung drauf, dass alle Franzosen in U-Bahnen nicht nur Sex haben, sondern auch dort geboren werden. Meisten irgendwo zwischen den Stationen Réaumur Sébastopol (meine Lieblingsstation) und Moulin Rouge. Übrigens: alle Endstationen der Métro heißen Fin.
PLASTIK ADE
Neulich hat mir Henry gesagt, er habe in einem Artikel in der New York Times gelesen, dass Plastiksackerl gar nicht so gut sind für den Planeten. Englisch kann er, der Henry, also hab ich ihm auch geglaubt. Das große Problem war dann aber nicht so sehr das Einkaufen, da hab ich mir einfach jedes Produkt einzeln von meinen 99 Dienern nach Hause tragen lassen, das hat ganz witzig ausgeschaut, so im Gänsemarsch, nein, die Herausforderung hat sich mir erst beim Einfrieren der gepflückten Vitamine gestellt.
Auf meinem 3 Hektar großen Grundstück gleich außerhalb von Wien und den angrenzenden 4000 Hektar Bananen- und Kokosnussplantagen wachsen übers ganze Jahr verteilt knappe 800 Milliarden Tonnen Obst, Gemüse und viele tausend Liter Trockenmilch. Und nachdem ich nicht nur die Verantwortung für die Produkte übernehme, sondern sie auch alle selbst in weniger als 30 Minuten nach der Ernte haltbar mache, hab ich mir nach der Verbannung von Plastik aus meiner Landwirtschaft eine neue große Frage stellen müssen.
Die Antwort hat sich nicht in Glaseprouvetten, sondern in der alt bewährten Papiertüte gefunden. Nach einer Vielzahl von Versuchsreihen hat sich das Ökopapier, und das wird vor allem unsere umweltschützenden KundInnen sehr freuen, mit den besten Ergebnissen hervorgetan. Zwar haben gefrorene Erdbeeren, Marillen und Himbeeren einen recht penetranten Beigeschmack von recyceltem Klopapier und es finden sich auch häufiger Papierschnipsel im aufgetauten Früchtemix, weshalb wir in dieser Produktlinie das Esspapier als Verpackungsmaterial für Optimal befunden haben, aber das wichtigste ist und bleibt, dass wir der Natur einen guten Dienst erwiesen haben und so bestimmt niemand mehr zu Schaden kommt.
RICHTIG AUTOFAHREN
Richtig Autofahren können nicht viele Leute. Sie glauben zwar, dass sie es können, weil es meistens funktioniert, aber wirklich können tun sie es nicht. Dafür gibt es in Wien auch nicht die passenden Fahrschulen. Der einzige Ort, an dem man die Fahrkunst nach alter chinesischer Tradition lernen kann, ist ein kleiner, von Shaolin-Mönchen geleiteter Fahrkunsttempel in den eisigen Höhen des Himalayas.
Als erstes lernt man dort, dass man für das richtige Autofahren keine Ampeln braucht. Die bunten Farben sind vielleicht für Kindergartenkinder als Fingerfarben lustig, nicht jedoch im Straßenverkehr. Und dann geht’s auch schon ab in den Ochsenkarren und über die schmalen Gebirgspässe, mit geschlossenen Augen, wohlgemerkt. Und damit man nicht schummelt, bekommt man von KungFu-Meister Mitsu Bishi eine Augenbinde aufgesetzt. Womit man fährt ist eigentlich egal, so Meister Bishi, es geht nur darum, dass man die anderen Verkehrsteilnehmer spürt, in meinem Fall eine aufgebrachte Herde himalayische Hochlandkashmirziegen. Man muss seine Umgebung spüren, nicht sehen. Nur blind fahren macht wirklich Spaß und prägt den Charakter. Und wenn man die erste Fahrstunde mit mindestens dreizehn ungebrochenen Knochen überstanden hat und genug Kashmir für den Export überfahren hat, dann hat man eigentlich auch schon bestanden und darf am ganzen asiatischen Kontinent quasi alle fahrbaren Zeuge im öffentlichen und privaten Transport und Verkehr benützen. Alles was wir tun ist KungFu, auch das Autofahren. Das ist so ziemlich der wichtigste Satz aus dem Munde von Meister Bishi, den ich mir gemerkt habe.
DAS OZONLOCH UND ICH
Wie allseits bekannt sein dürfte, haben die heißbegehrten Sommerferien nun auch in die letzten elf Kantone der Schweiz Einzug gehalten und so liegt es nahe, dass man in irgendein Land der Welt auf Urlaub fährt oder fliegt, wenn man es sich denn noch leisten kann. Heutzutage soll es ja doch viele arme Schweine geben, die sich so kurz nach der Finanzkrise keinen Urlaub mehr leisten können und die sogar ihren Mercedes SL, den heißgeliebten Maserati oder gar den Airbus Privatjet verkaufen mussten, damit in der Früh wenigstens noch ein bisschen warmes Wasser aus dem Duschkopf fliest. Diese Menschen tun mir zwar Leid, aber ich kann ihnen auch nur helfen, indem ich das Land für einige Zeit verlasse, damit sie mehr warmes Wasser zur Verfügung haben und deshalb habe ich mir dieses Jahr ein ganz außergewöhnliches Reiseziel ausgesucht.
Gerade wo es in den letzten Wochen hierzulande schon Frösche in der Größe von ausgewachsenen Katzen geregnet hat, habe ich mich aus Langeweile einmal von Henry in das Reisebüro meines Vertrauens kutschieren lassen, wo mir Herr Schadstoff, der Reiseberater meines Vertrauens, ein vollkommen neues Reiseerlebnis präsentiert hat. Zurzeit liegen nämlich Reisen zum Ozonloch voll im Trend. Und da ich das Meer seit meiner letzten Barcelonareise ohnehin nicht viel lieber gewonnen habe und ansonsten schon in fast allen Herren- und Frauenländer der Welt gewesen bin, habe ich mich, trotz meiner ungeheuren Höhenangst, zu dem Abenteuer überreden lassen und gleich noch erfahren, dass das Ozonloch eigentlich von allen Leuten vollkommen missverstanden wird und vor allem von den Medien, durch deren krankhafte Gehirnwäsche, mit einem schlechten Beigeschmack in die Köpfe der Menschheit implantiert wurde.
Das Ozonloch ist nämlich der misslungene Versuch seitens der blauen Ozonschicht, also des Himmels, der Erdbevölkerung den einmaligen und einzigartigen Blick ins Weltall zu gewähren. Und dieses farbenfrohe Lichtspiel, so erklärte es mir Herr Schadstoff, sei am besten von den Fenstern jenes EUR 400.000 teuren Raumschiffes aus zu beobachten, dass ich mir für jene Reise auch flugs gemietet habe. Das umweltfreundliche Gefährt wird ausschließlich mit der, aus der Vorfreude der Passagiere gewonnenen, Energie betrieben und hat damit jenen Flugzeugen, die seit vielen Jahrzehnten schon versuchen, das Ozonloch mit ihren Kondensstreifen zu stopfen, vor allem in punkto Nachhaltigkeit, einiges voraus. Nämlich schützt es das Ozonloch davor, von den Klimaschützern und anderen Verrückten, die die ganze Sache grob in den falschen Hals bekommen haben, geschlossen zu werden. Und nachdem Henry und meine Wenigkeit schon unheimlich motiviert waren, endlich in das moderne Luftvehikel zu steigen, hatten wir auch schon genug Treibstoff für unsere Reise.
Schließlich habe ich mir dann gedacht, wenn ich schon einmal so nahe dran bin am Ozonloch, mache ich gleich auch noch einen Ausflug hinaus ins Weltall, denn die Gelegenheit, so knapp am Ausgang zum Universum zu sein, hat man ja nicht alle Tage und andernorts ist das ja auch nur schwer möglich, wo die Ozonschicht doch bekanntermaßen undurchdringbar dick ist. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe: Dass sich zu meiner Höhenangst, so viele Meter über dem Erdboden, auch noch eine galoppierende Klaustrophobie, in der nicht allzu großen Raumkapsel, gesellen würde.
Mehr über meine Erlebnisse im bunten Weltall erfahren Sie nächste Woche in ihrem Seitenblicke Magazin.