Wie in jedem Jahr am 1. Dezember, kam auch in diesem Jahr der Weihnachtsengel zu Gott, um mit ihm über die bevorstehende Weihnachtszeit zu reden. Doch diesmal war irgendetwas anders. Gott machte so ein finsteres Gesicht und es roch überall nach Marihuana. Der Weihnachtsengel ging also zu Gott, um zu fragen was los sei. Gott lief hin und her und sprang aufgeregt auf den Wolken herum. Auch machte er Purzelbäume und versuchte vor dem Weihnachtsengel davonzulaufen. Lil‘ Roy, dem Weihnachtsengel, kam das komisch vor, und so erhob er sich mit vielen kleinen, kolibriartigen Flügelschlägen in die Luft und flog dem Schöpfer hinterher. Zwar hatte er Gott schon öfter einmal Gras rauchen sehen, doch war der Heilige Vater bis zu diesem Tage auf sein rezeptpflichtiges, schmerzstillendes Medikament immer nur schläfrig geworden.
Schnell hatte Lil‘ Roy Gott eingeholt und ihn zu Poden gerungen. Doch der Schöpfer wehrte sich mit aller Kraft und kreischte wie ein kleines Schulmädchen. Immer wieder bezeichnete er Lil‘ Roy als den Sohn einer räudigen Hündin. Der gekränkte Weihnachtsengel wollte Gott den Mund zu halten, um diesen schlimmen, aber wahren Beleidigungen ein Ende zu setzen, doch wurde er prompt von Gott in die Hand gebissen. Gott ging sogar noch weiter und biss Lil‘ Roy ein paar seiner kleinen Marzipanfinger ab. Da viel Lil‘ Roy erst auf, dass er gar kein großer, starker, blonder Engel war, sondern nur eine kleine, fette Putte, mit einem luftigen Leinenfetzen bekleidet. Der allmächtige Schöpfer, mit dem Marzipan im Mund laut schmatzend, zögerte nicht, riss Lil‘ Roy den goldenen Lendenschurz von den Hüften und stieß ihn mit aller Kraft von sich weg. Lil‘ Roy wiederrum erwischte im Davonfliegen ein paar der verfilzten Dreads Gottes, an denen er sich festhalten wollte und riss sie ihm aus. Sein Marzipankörper platschte gegen eine der wenigen Betonwände im Himmel und platt war er wie eine Palatschinke.
Die fehlgeschlagene Chemotherapie, die Gott von Februar bis August des Jahres abgesessen hatte, hatte sein gekräuseltes Haupthaar schon stark reduziert noch bevor er sich entschlossen hatte, die Haare einfach nicht mehr zu waschen und Dreads wachsen zu lassen, und so wirkte er mit der großen, kahlen Stelle am Kopf nun noch erbärmlicher. Er pückte sich und grub mit beiden Händen ein paar Wolken aus dem Boden, aus denen er sich eine weiße Allongeperücke formte, so wie wir Menschen das manchmal mit dem Schaum in der Badewanne machen. Glücklich wie ein kleines Schulmädchen hüpfte er über den Wolkenboden hinüber zu Lil’ Roy und kratze ihn mit einem mächtig großen Spatel von der Wand. Lil’ Roy aber war tot und so formte Gott aus seiner Marzipanmasse und dem bisschen Schokoladen- und Pistaziencreme, aus dem die Innereien der Putten bestehen, viele kleine Kugeln, auch bekannt als Mozartkugeln. Und der Zufall wollte es so, dass sich auch die Wolkenfrisur Gottes plötzlich in ihrem Aussehen zu einer Mozartperücke gewandelt hatte.
Vom Shit hungrig geworden, aß Gott alle Mozartkugeln auf, die er aus Lil’ Roy geformt hatte und weil ihm davon so übel wurde, erbrach er sich durch die Wolkendecke hindurch auf die Erde herab, was einen wunderschönen Regenbogen formte. Davon bekam Gott aber nichts mit, auch hatte er in seinem Zustand keine Ahnung mehr davon, dass sich unter dem Wolkenboden, aus dem vielerorts im Himmel hohe Hanfstauden wuchsen, noch irgendetwas befinden sollte.
Aus einer Ecke weiter hinten im Himmel hörte man auf einmal das Klappern von Stöckelschuhen immer lauter werden. Es war der Erzengel Gabriel mit seinem Fetisch für Frauenschuhe, der da herangelaufen kam, um sich um den allmächtigen Vater zu kümmern, der sich, von Bauchschmerzen geplagt, auf dem Boden zusammengerollt hatte. Gabriel hatte die Vormundschaft für den Sohn Gottes, Jesus Christus, übernommen, als man Gott den Krebs diagnostiziert und jener selbst ein halbes Jahr später zu kiffen begonnen hatte. Sein Sohn, Jesus, der faule Sack, der nach der Auferstehung eigentlich nicht mehr viel Neues zusammengebracht hatte, musste durchgehend betreut werden, weil er sich aus freien Stücken dazu entschlossen hatte, Harn und Stuhl dauerhaft zu halten, um es sich zu ersparen, von seinen Spielkonsolen aufstehen und aufs Klo gehen zu müssen, wodurch er wertvolle Zeit beim Zocken verloren hätte. Auch hatte er bereits kurz nachdem er endgültig in den Himmel aufgefahren war, begonnen, sich nur noch von Kartoffelchips zu ernähren und schlagartig hatte sein bei der Kreuzigung noch abgemagerter Körper krankhaft adipöse Ausmaße angenommen. Er kümmerte sich auch schon seit bald zweitausend Jahren nicht mehr um das Weihnachtsfest, dessen Ausrichtung damals an den nun dahingeschiedenen Lil‘ Roy abgegeben wurde.
Der Erzengel Gabriel war gerade noch rechtzeitig gekommen, denn Gott drohte an dem restlichen Erbrochenen, dass er noch im Mund hatte, zu ersticken. Mit einem gekonnten Heimlich-Manöver befreite Gabriel den Schöpfer von der Kotze und siehe da, noch so ein zauberhafter Regenbogen. Nun sperrten Gabriel und die übrigen Engel den Heiligen Vater erst einmal für sieben Tage und sieben Nächte in eine Ausnüchterungszelle, damit er wieder zu sich fand und man feststellen konnte, ob der alte Mann noch fähig war, das Weihnachtsfest zu planen, denn bisher war noch nicht klar, warum Gott so schräg auf den Stoff reagiert hatte und die Zeit drängte schon. Tick Tack.